Der Bilanzskandal um das Unternehmen Wirecard hat viele Fragen aufgeworfen.
Als Reaktion darauf fordert Finanzminister Scholz, so das Handelsblatt vom 06.07.2020, einen Umbau der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Außerdem, so Scholz, „wird zu diskutieren sein, ob Wirtschaftsprüfer häufiger rotieren müssen. Wir müssen auch überlegen, ob es funktioniert, wenn eine Gesellschaft ein Unternehmen gleichzeitig berät und prüft.“
Die Wirtschaftsprüferkammer (WPK) hat in einer Online-Pressekonferenz darauf verwiesen, dass sie nur über die bisher in den Medien veröffentlichen Informationen verfügt. Denn die Aufsicht über Abschlussprüfer von Unternehmen von öffentlichem Interesse ist seit dem Jahr 2016 in der Hand einer staatlichen Institution, der Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS), die beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle angesiedelt ist.
Der Präsident der WPK, Gerhard Ziegler, forderte vor jeglicher Schuldzuweisung eine gründliche Aufarbeitung des Falls. Mögliche Maßnahmen könnten erst diskutiert werden, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen. „Was nicht hilft, sind Vorverurteilungen Beteiligter und vorschnelle Schlüsse, auch bei der Entwicklung von Regulierungseingriffen bei Wirtschaftsprüfern. In Deutschland werden jährlich rund 40.000 Abschlussprüfungen mit einer wichtigen Prophylaxe- und Ordnungsfunktion beanstandungsfrei durchgeführt.“
Eine vollständige Trennung von Prüfung und Beratung hält die WPK nicht für eine Lösung um Fälle wie Wirecard aufzudecken. Fraglich ist auch, wie ein häufigerer Wechsel des Abschlussprüfers (Rotation) zur Aufklärung des Betrugs hätte beitragen können.