Gutachten des Sachverständigenrates 2022/2023 vorgestellt

Gutachten des Sachverständigenrates 2022/2023 vorgestellt

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) stellte am 9. November 2022 sein Jahresgutachten „Energiekrise solidarisch bewältigen, neue Realität gestalten“ vor. Der SVR rechnet für 2022 mit einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 1,7 Prozent und für 2023 mit einem leichten Rückgang um 0,2 Prozent. Bei der Verbraucherpreisinflation werden Raten von acht Prozent für 2022 und 7,4 für 2023 prognostiziert. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation bleibt der Arbeitsmarkt robust, so lag die Arbeitslosenquote bei 5,4 Prozent im September 2022. Auch wird das Thema Fachkräftemangel adressiert, denn die fehlenden Fachkräfte werden neben steigenden Energiepreisen und Lieferkettenproblemen in einigen Branchen als größte Herausforderung für die Geschäftsentwicklung wahrgenommen. Das Gutachten adressiert die Freien Berufe in seiner diesjährigen Ausgabe beim Thema Fachkräftemangel in Engpassberufen sowie beim Thema Zuwanderung. So führt das SVR-Gutachten aus, dass Schwierigkeiten der Unternehmen bei der Rekrutierung von Personal darauf hindeuten können, dass die relativen Löhne und Arbeitsbedingungen angepasst werden müssen. Das gelte auch für Berufe, die staatlicher Regulierung unterliegen, oder für die Beschäftigung im öffentlichen Sektor, wie etwa Gesundheits- und Bildungsberufe. Des Weiteren schreiben die SVR-Mitglieder, dass die Transformation zu einer klimaneutralen und digitalen Wirtschaft die Nachfrage nach Tätigkeiten und Qualifikationen verändert. So vollzieht sich der Strukturwandel – während in manchen Bereichen Arbeitsplätze entfallen, werden an anderer Stelle neue Arbeitsplätze geschaffen. Gleichzeitig wird das inländische Erwerbspersonenpotenzial aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahren erheblich sinken. Um die Arbeitsnachfrage bedienen zu können und zu verhindern, dass im Strukturwandel Arbeitslosigkeit entsteht, sieht der SVR eine zielgerichtete berufliche Weiterbildung sowie eine gesteuerte Erwerbsmigration als unverzichtbar. Zudem wären für die erforderliche Erwerbsmigration ein transparenteres Zuwanderungsrecht, eine Lockerung des Gleichwertigkeitsprinzips für die Anerkennung beruflicher Qualifikationen sowie eine Ausweitung der Westbalkanregelung auf ausgewählte Drittstaaten hilfreich.

Firmen sehen Existenz weniger bedroht als während Coronakrise

Firmen sehen Existenz weniger bedroht als während Coronakrise

7,5 Prozent der Unternehmen sehen sich gegenwärtig in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Das geht aus einer Umfrage des ifo Instituts hervor, die am 31. Oktober 2022 veröffentlicht wurde. Während der Corona-Hochphase lag diese Zahl mit 21,8 Prozent deutlich höher. Angesichts der kräftigen konjunkturellen Abkühlung zeigen sich die Unternehmen sehr robust, so die Autorinnen und Autoren.

Ausbildungsmarktbilanz 2021/22: Rückläufige Bewerberzahl, Besetzungsprobleme nehmen zu

Ausbildungsmarktbilanz 2021/22: Rückläufige Bewerberzahl, Besetzungsprobleme nehmen zu

Auch im Beratungsjahr 2021/22 setzte sich die Entwicklung zum Bewerbermarkt fort. „Noch nie seit der Wiedervereinigung waren die Chancen auf eine Ausbildungsstelle so gut. Allerdings haben die Besetzungsprobleme für die Unternehmen merklich zugenommen“, sagte Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), bei der Vorstellung der Bilanz des Berufsberatungsjahres 2021/22 am 2. November 2022. Von Oktober 2021 bis September 2022 wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern insgesamt 546.000 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 23.100 mehr als im Vorjahreszeitraum. Der überwiegende Teil sind betriebliche Ausbildungsstellen; sie verzeichnen ein Plus von 19.900 auf 528.300. Seit Beginn des Beratungsjahres am 1. Oktober 2021 nahmen insgesamt 422.400 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung in Anspruch, 11.100 weniger als im Vorjahr. Bundesweit kamen auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen rein rechnerisch 80 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber. Wie in den Vorjahren beeinträchtigten laut BA regionale, berufsfachliche und qualifikatorische Ungleichgewichte den Ausgleich deutlich. So ist der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen weiter gestiegen. Insgesamt waren am 30. September 2022 noch 68.900 unbesetzte Ausbildungsstellen zu vermitteln, 5.700 mehr als im Vorjahr. Zeitgleich waren 22.700 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt, 1.900 weniger als im letzten Jahr. Damit blieben fünf Prozent der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot.

BFB-Umfrage: Rund 340.000 Stellen bei den Freien Berufen unbesetzt

BFB-Umfrage: Rund 340.000 Stellen bei den Freien Berufen unbesetzt

Aktuell fehlen den Freien Berufen in ihren Teams laut einer am 3. November 2022 veröffentlichten Umfrage rund 46.000 Auszubildende, 236.000 Fachkräfte und 60.000 Freiberuflerinnen sowie Freiberufler. Dies sind massive Lücken bezogen auf rund 4,5 Millionen Beschäftigte. Damit verschärft sich der Fachkräftemangel in den Reihen der Freien Berufe nochmals deutlich, lag der Wert unbesetzter Stellen bei der letzten Befragung von Ende 2019 noch bei rund 300.000. Der Personalmangel führt bei knapp zwei Dritteln dazu, Aufträge, Behandlungen, Mandate etc. abzulehnen, 7,2 Prozent planen aufzugeben und 6,7 Prozent, vorzeitig in den Ruhestand einzutreten. Die Folgen reichen weit, so BFB-Präsident Friedemann Schmidt: „Fehlen mehr und mehr Fachkräfte, dann fehlt im Feld der Freien Berufe nicht nur ein vielleicht verzichtbares Produkt im Regal, sondern eine gesellschaftlich unverzichtbare Dienstleistung. Können diese nicht erbracht werden, droht ein Dominoeffekt, der sich auch auf andere Branchen auswirkt. Die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft gelingt nur mit möglichst reibungslosen Abläufen.“ Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete vorab online und in der gedruckten Ausgabe vom 3. November 2022.