Ausbildungsplatznachfrage und -angebot fallen weiter auseinander

Ausbildungsplatznachfrage und -angebot fallen weiter auseinander

Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) veröffentlichte Ende vergangener Woche seine neue Studie „Lockdown am Ausbildungsmarkt: Folgen für die Fachkräftesicherung“. Demnach sank zwischen 2007 und 2020 sowohl das Angebot an als auch die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen. Das Ausbildungsplatzangebot ging um 18,1 Prozent zurück, während die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im gleichen Zeitraum um 24,6 Prozent sank. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der unbesetzten Stellen, 2020 waren es 60.000. Zudem verschärften sich in den letzten Jahren die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt. Ein entscheidender Grund dafür liegt auch in regionalen Unterschieden, wenn Stellen in Regionen ausgeschrieben wurden, in denen die Nachfrage vergleichsweise gering war und andersherum. Als Lösung empfehlen die KOFA-Studienautoren, im Rahmen der Berufsorientierung möglichst viele Einblicke in die Praxis, zum Beispiel durch Praktika oder Betriebsbesichtigungen, zu ermöglichen. Auch die Corona-Pandemie prägte den Ausbildungsmarkt stark, sodass sowohl die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze als auch die Zahl der Bewerber 2020 so stark zurückgingen wie noch nie. Die KOFA-Studie führt den Rückgang bei den Jugendlichen zum großen Teil auf fehlende Möglichkeiten zur Berufsorientierung zurück. 2021 setzt sich dieser Rückgang fort: Die Zahl der gemeldeten Bewerber ging im Vergleich zum Vorjahr 2020 bis zum Mai 2021 noch einmal um etwa acht Prozent zurück, die der angebotenen Ausbildungsplätze um etwa drei Prozent. Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass vor allem in Berufen, die auf dem Arbeitsmarkt Fachkräfteengpässe aufwiesen, Unternehmen Schwierigkeiten bei der Ausbildungsplatzbesetzung hatten. Dort konnten die Unternehmen knapp 15 Prozent aller Ausbildungsplätze nicht besetzen, in Nicht-Engpassberufen blieben 11,3 Prozent unbesetzt. Eine Erklärung dafür liegt auch darin, dass die Unternehmen ihr Ausbildungsengagement in den Engpass-Berufen deutlich erhöhten. Als Fazit leiten die Studienautoren Handlungsempfehlungen für die Unternehmen ab, die Passungsprobleme lindern könnten. Beispielsweise können Unternehmen ihre Berufe intensiver präsentieren, Geflüchtete für die Ausbildung gewinnen und in der Berufsorientierung aktiv sein.

Lebenslanges Lernen im EU-Vergleich: Deutschland unter Durchschnitt

Lebenslanges Lernen im EU-Vergleich: Deutschland unter Durchschnitt

Die jüngsten Ergebnisse der Arbeitskräfteerhebung der Europäischen Union (EU) zeigen, dass die Beteiligungsquote der Erwachsenen am lebenslangen Lernen seit 2010 bis 2019 schrittweise von 7,8 Prozent auf 10,8 Prozent gestiegen ist, 2020 ging sie jedoch um 1,6 Prozentpunkte zurück auf 9,2 Prozent. Die Teilnahme von Erwachsenen am Lernen war einer der Benchmarks des strategischen Rahmens für die europäische Zusammenarbeit in der „Allgemeinen und beruflichen Bildung 2020“. Danach sollen durchschnittlich mindestens 15 Prozent der Erwachsenen am lebenslangen Lernen teilnehmen. 2020 übertrafen sechs Mitgliedstaaten diese Marke: Schweden mit 28,6 Prozent, Finnland mit 27,3 Prozent, Dänemark mit 20 Prozent, die Niederlande mit 18,8 Prozent, Estland mit 17,1 Prozent und Luxemburg mit 16,3 Prozent. Dagegen wiesen sieben Mitgliedstaaten Beteiligungsquoten unter fünf Prozent auf: Rumänien (ein Prozent), Bulgarien (1,6 Prozent), Slowakei (2,8 Prozent), Kroatien (3,2 Prozent), Polen (3,7 Prozent), Griechenland (4,1 Prozent) und Zypern (4,7 Prozent). Der Wert für Deutschland beträgt 7,7 Prozent. Das teilte das statistische Amt der EU Ende vergangener Woche mit.

Mehrheit der Unternehmen ohne Eigenkapitalrückgänge

Mehrheit der Unternehmen ohne Eigenkapitalrückgänge

Die umfangreichen Unterstützungsmaßnahmen in der Corona-Krise halfen dabei, dass die Mehrheit der Unternehmen keine Eigenkapitalrückgänge zu verzeichnen hat. So die Einschätzung der Bundesregierung, die aus ihrer Antwort (19/30692) auf eine Kleine Anfrage hervorgeht, über die der Deutsche Bundestag am 5. Juli 2021 berichtete. Bis Anfang Juni 2021 seien rund 84.000 Anträge mit Eigenkapitalzuschuss in Höhe von 1,4 Milliarden Euro beantragt worden, heißt es in der Vorlage weiter. Über 2021 hinausgehende Stabilisierungsmaßnahmen für Unternehmen seien aktuell nicht geplant, die Bundesregierung sei jedoch auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Kommunalfinanzen und Corona: Neue Haushaltskrisen drohen

Kommunalfinanzen und Corona: Neue Haushaltskrisen drohen

Städte, Gemeinden und Kreise in Deutschland erwirtschafteten 2020 trotz der Corona-Krise einen Überschuss. Allerdings basiert dieser ausschließlich auf den umfangreichen Hilfen von Bund und Ländern. Ohne diese stünde das größte Defizit der Geschichte in den Haushaltsbüchern. In den Folgejahren drohen neue Haushaltskrisen. Das sind zentrale Ergebnisse des „Kommunalen Finanzreports 2021“, den die Bertelsmann Stiftung am 6. Juli 2021 veröffentlichte. Die Krise traf die Kommunen bei den Einnahmen und Ausgaben. In Summe lässt sich der finanzielle Schaden laut der Autoren in 2020 auf mindestens 17 Milliarden Euro schätzen. Infolge der Corona-Krise sei die konjunktursensible Gewerbesteuer (Brutto-Gewerbesteuer) der Kommunen in den 13 Flächenländern gegenüber dem Vorjahreswert um fast neun Milliarden Euro eingebrochen. Aber auch beim Gemeindeanteil an der Einkommensteuer sowie bei den Gebühren seien Verluste von mehr als vier Milliarden Euro aufgetreten. Die Steuerverluste betrafen vor allem die Kommunen in wirtschaftsstarken Regionen. So sei das kommunale Steueraufkommen allein in Bayern und Baden-Württemberg gegenüber dem Vorjahreswert jeweils um mehr als 1,5 Milliarden Euro zurückgegangen; jeweils deutlich mehr als in den fünf ostdeutschen Ländern zusammen. Um die Kommunen in der Krise finanziell handlungsfähig zu halten, reagierten Bund und Länder im Frühjahr 2020 mit beispiellosen Hilfsprogrammen. Die Maßnahmen sind in ihrer Vielfalt kaum abschließend aufzulisten, so die Autoren. Allein die Kompensation der Gewerbesteuermindereinnahmen sowie die Anhebung der Bundesbeteiligung an den kommunalen Hartz-IV-Kosten belief sich 2020 auf fast 14 Milliarden Euro.